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Medienworkshop mit Rollenspiel |
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Half a day |
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Zeitschriften, Fotos, Plakate, Schere, Klebstoff |
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S. 137 – 151 |
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S. 111 – 119 |
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BIBLIOTHEK Bildbegriff Frau |
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KUNST-SPRACHE-FILM HOMMeAGE, Franziska Megert, 1996 |
Inhalt
Die Routine des Alltags lässt uns den Blick verlieren für das, was uns umgibt. Dann wird es schwierig, den Inhalt all der Bilder, die uns ständig umgeben, zu untersuchen. Deshalb stellen wir
hier einige visuelle Tools vor, die dazu beitragen, unseren Blick auf die Darstellung von Menschen in den Medien wieder etwas aufzufrischen. Dabei folgen wir vor allem dem Prinzip des Sammelns und Vergleichens. Das kann den visuellen Sherlock Holmes in uns dazu anregen, Details der Komposition und Wertmuster aufmerksam wahrzunehmen.
Sich einen Überblick zu verschaffen, setzt eine gewisse Distanzierung voraus. Ein tiefes Verstehen unserer Bilderwelt lässt sich jedoch auch erreichen, wenn man mit Empathie an ein Bild herangeht. Während Sie und Ihre Studierenden die »medialen Realitäten« Stück für Stück sammeln und auswählen, sollten Sie es immer wieder wagen, vom Surfen auf der Oberfläche hineinzutauchen in die vielschichtigen Bedeutungen einer visuellen Botschaft. Das geht am besten, indem man in die Schuhe der abgebildeten Person schlüpft und ihre Haltung oder ihren Ausdruck sorgfältig imitiert. Wenn Sie sich dabei nicht fotografieren lassen, werden Sie wahrscheinlich erkennen, dass sich unklare Gefühle dadurch besser ausdrücken lassen, ein Vorteil der »Understanding by Doing« Methode. Wenn Sie sich für ein Foto entscheiden, erhalten Sie dadurch die Gelegenheit herauszufinden, wie unterschiedlich es sich anfühlt, wenn man eine Haltung am eigenen Leibe spürt und wenn man sie von außen sieht – eine Dimension, die wir beim gewohnheitsmäßigen Zappen oft außer Acht lassen.
Das Betrachten von Modellen in Gemälden der Vergangenheit ermöglicht es uns zu verfolgen, welchen Fluktuationen die männlichen und weiblichen Normen innerhalb der westlichen Tradition unterworfen waren (Siehe Beitrag von Margareta Gynning, S. 18). Andererseits sind gewisse Merkmale immer erhalten geblieben, obwohl sich ihre Bedeutung verändert haben mag. Zum Beispiel der Teint der Frauen: Schauen sie die Werbung der Kosmetikindustrie an oder die Collage »Medienmodell V«. Auf der ganzen Welt steht helle Haut nach wie vor für weibliche Schönheit, Reinheit und Jugend, selbst wenn die Sonnenbräune oft positiv interpretiert wird, weil sie auf Freizeit hinweist, die ein rares Gut bleibt.
Ziele
- Einen kritischen Blick auf uns selbst und die Kultur, in der wir leben, zu werfen.
- Gewahr werden, welche Einzelheiten in Bildern uns zu einer bestimmten Interpretation führen, indem wir visuelle Tools, wie z. B. Framing und Reframing, auf Einzelheiten fokussieren, Collagen mit Bildern aus den Medien bzw. Reproduktionen von Bildern einsetzen.
- Erkennen, wie sich Stereotypen zusammensetzen und unsere Wahrnehmung beeinflussen.
Module
Die Symbolik der Medien bietet einen guten Ansatzpunkt, um die oben genannten Ziele zu erreichen. Die vorgeschlagenen Übungen regen die Workshopteilnehmenden dazu an, die Bilder aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Ihre neuen visuellen Fertigkeiten können sie dann in unterschiedlichen Bereichen anwenden.
Die Strategie des Sammelns und Vergleichens ermöglicht es, sehr schnell zu einem Grundraster der Stereotypen von Frauen und Männern in den Medien zu gelangen. Das Rollenspiel führt zu einem Verständnis durch Erfahrung und trägt so zu einem klareren sprachlichen Ausdruck dessen bei, worum es bei einer bestimmten Haltung oder einem bestimmten Ausdruck geht. Gruppengespräche fördern eine Vielzahl an Perspektiven zutage und bereichern so die visuelle Erfahrung, vorausgesetzt die Moderatorin ermutigt dazu. So schaffen wir die beste Basis, um Sehmuster und ihre möglichen Ursprünge genauer zu untersuchen. Uns selbst besser kennen zu lernen, mag sogar die Mühe rechtfertigen, der Frage nachzugehen, wie sich die Darstellungen des sozialen Geschlechts in unserem eigenen Leben auswirken.
Übung 1
Die Frau in den Medien – der Mann in den Medien
Sammeln Sie verschiedene bildliche Darstellungen aus Zeitungen und Zeitschriften. Sie können sich entweder auf PolitikerInnen, auf Kinder, Figuren aus der Modewelt, auf Figuren aus Videospielen oder Geschöpfe der Werbung konzentrieren. Oder sie mischen. Das Wesentliche ist es, Bilder mit einem gemeinsamen Thema zu sammeln. Gibt es ein bestimmtes Charakteristikum, das Ihnen auffällt? Das kann eine Körperhaltung sein, ein Gesichtsausdruck, eine vorherrschende Farbe oder irgendetwas an der Inszenierung. Fabrizieren Sie eine Collage, die es anderen erleichtert, die wiederkehrenden Elemente zu erkennen. So können in der Gruppe Gespräche entstehen, und unterschiedliche Meinungen zur selben Arbeit werden sicher zu einer zusätzlichen Bereicherung dieses Prozesses der visuellen Erforschung unserer Medien beitragen.
Übung 2
Gegen-Stereotypen
Sobald Ihre Studierenden einen klareren Begriff davon haben, was heute einen Mann männlich und eine Frau weiblich macht, sind sie bereit für die Gegen-Stereotypen-Übung. Schauen Sie sich die Collage »Men Can Smile Too« an. Welches Detail entscheidet über »Männlichkeit« oder »Weiblichkeit«? Wie kann man ein Charakteristikum abändern, um ein Bild weniger stereotyp erscheinen zu lassen? Welches Detail kann die sexuelle Ausstrahlung eines Körpers stärker zur Geltung bringen? Wie war das in der Kunst der Vergangenheit? Und was fällt Ihnen bei der zeitgenössischen Kunst auf?
In der Tat verleugnen Stereotypen die Vielfältigkeit des Menschen. Andererseits helfen sie, eine bestimmte Form von Kommunikation herzustellen. Worin liegt der Vorteil von Stereotypen in der Werbung? Welche Probleme sind möglicherweise damit verbunden? Wie erleben die Gruppenmitglieder den Druck der Geschlechterstereotypen in ihrem Arbeitsumfeld oder in ihrem täglichen Leben? Finden sie eine Frau mit dicken, feuchten Lippen aufregend? Finden sie einen Mann mit finsterem und rauem Aussehen sexy? Was bevorzugen Sie persönlich? Wie wurde in der Vergangenheit die Verführungskunst von Frauen und Männern dargestellt?
Denken Sie an Frauen in der Modewelt, in Musikkanälen im Fernsehen oder in den meisten Pornoproduktionen. Welche Gründe könnten ausschlaggebend sein für das wechselnde weibliche Schönheitsideal? Warum erscheinen üblicherweise Männer viel seltener nackt als Frauen? Welche anderen Kulturen, in der Vergangenheit oder der Gegenwart, kennen Sie, in denen Männer äußerlich auffallendere Erscheinungen sind als Frauen?
Übung 3
Zeitreise
Wenn Sie Kunstdrucke sammeln, finden Sie wahrscheinlich viele Portraits von eleganten Menschen und mächtigen Männern sowie viele Abbildungen nackter Frauen. Wählen Sie eine oder mehrere Abbildungen aus und kombinieren Sie sie. Wenn Sie diese Bilder nicht zerschneiden wollen, fotokopieren Sie oder scannen Sie sie in Ihren Computer ein, um sie dort weiter zu bearbeiten. Nehmen Sie die Bilder, die sie am meisten ansprechen. Dann suchen Sie in aktuellen Zeitschriften nach Portraits, die mit den von Ihnen ausgewählten Beispielen aus der Vergangenheit verschiedene Aspekte gemeinsam haben. Was scheint sich verändert zu haben? Was scheint ähnlich? In welcher Hinsicht hat sich die sozial-ökonomische Situation verändert und in welcher Hinsicht ist sie gleich geblieben?
Zögern Sie nicht, Ihre neuen visuellen Fertigkeiten auch beim Erforschen anderer Themen einzusetzen.
Übung 4
Framing
Bauen Sie einige Rahmen in verschiedenen Größen aus Papier oder Karton. Einige davon können Sie verzieren. Halten Sie diese Bilderrahmen über Bilder, die Sie in Zeitschriften oder Kunstbüchern gefunden haben. Was geschieht?
Das Reframen ist ein nützliches Instrument zur Förderung der Sehfähigkeit, weil es das Vertraute in ein neues Licht rückt. Das lässt uns innehalten und auf die Einzelheiten achten. Wir bemerken dann, dass die fotografierte Hand in Wahrheit sorgsam retuschiert ist, sodass Linien und Äderchen unsichtbar bleiben. Dasselbe gilt für Augen in der Werbung. Anders gesagt, es geht nicht um irgendeine Hand oder irgendein Auge, sondern es handelt sich um eine sorgsam arrangierte Realität, was in vielem der Kunst des Malens ähnelt.
Übung 5
Text und Kontext
Nehmen Sie ein beliebiges Bild, durch eine Collage verändert oder auch nicht. Stellen Sie dieses Bild in verschiedene Layouts: Zeitung, Zeitschrift, Fotoalbum, Kalender. Wenn nötig, vergrößern Sie es mittels Fotokopie oder mit dem Computer, nachdem Sie es eingescannt haben. Wie wirkt sich das veränderte Layout auf die Aussage und auf Ihre Wahrnehmung des Bildes aus?
Wie reagieren andere darauf? Wenn Sie nun eine Beschriftung dazugeben, eine Überschrift, einen Titel oder einen Preis, so wie in einem Auktionskatalog, was passiert dann mit Ihrer Wahrnehmung des Bildes?
Fragen
- Wie beeinflussen uns visuelle Botschaften und ihre implizitenNormen, wenn man bedenkt, dass Bilder von »außen« in dem Augenblick, indem wir sie aufnehmen, bereits in uns drinnen sind?
- Angesichts der immer gleichen Typen, die aus allen Kanälen ständig auf uns einströmen, wo bleibt unsere Wahlfreiheit, wenn wir nicht lernen, bewusst zu sehen und die Werte zu hinterfragen?
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