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Workshop und Diskussion |
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1 Halbtag |
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Fotokopien historischer Fotografien, Scheren, Klebstifte, Schreibstifte und Karton Digitale Kameras, Beamer |
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S. 154 – 157 S. 165 |
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S. 123 – 124 S. 127 |
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AUSSTELLUNG Verwechslungsgeschichten |
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KUNST-SPRACHE-FILM A Short Story of the Wheel, Tony Hill, 1993 |
Inhalt
Historische Fotografien finden sich mehr und mehr im öffentlichen Raum. In Ausstellungen, Büchern oder Dokumentationssendungen, die sich mit historischen Themen beschäftigen, steigt die Zahl der verwendeten Bilddokumente. Auch in der Werbung, als Raumschmuck in Hotels, Gaststätten oder Unternehmen sowie als Designmaterial wird immer mehr auf »alte« Fotografien zurückgegriffen.
Wieso diese vermehrte Wendung zu einer vergangenen Bilderwelt? Natürlich sind durch digitale Speichermedien und das Internet der Zugang zu historischen Fotografien leichter und die Verarbeitung ist einfacher. Darin liegt aber keinesfalls der einzige Grund. Die Fotografien, die uns scheinbar mühelos in eine vergangene Welt entführen, berühren uns, sie lösen Gefühle in uns aus. Wir erleben zur Zeit eine allgemeine »Historisierung«. Alles, was eine Fotografie bieten kann, ist ein manipulierter Blick in eine Welt, die wir nicht (mehr) verstehen.
Ziele
In kleinen Gruppen wird der Wirkung dieser meist monochromen Bildwelt nachgespürt und aus den dadurch ausgelösten Empfindungen eine Geschichte, ein Drehbuch erarbeitet. Was die Einzelnen in der Diskussion in den Kleingruppen erleben, wird während der Präsentation der Poster gemeinsam erarbeitet: Die unendliche Vielfalt der Drehbücher oder Geschichten mit dem selben Set an Fotografien zeigt die Abhängigkeit der Aussagekraft der Motive in Bezug auf Drehbuch, Anordnung, Bearbeitung und Text. Selbst Fotografien, die ja zeigen sollen, wie es gewesen ist, erlauben eine gewaltige Variationsbreite an Deutungen bis hin zum absoluten Gegenteil. Beim Besuch von Ausstellungen, beim Betrachten historischer Dokumentationen und beim Lesen von historischen Bildbänden sollten immer die Fragen im Mittelpunkt stehen: »Wieso diese Art der Präsentation? Was soll damit erreicht werden?«
Das ExpertInnenwissen, das erst nach den Präsentationen zur Verfügung steht, soll aufzeigen, wie wichtig für das Verständnis von historischen Fotografien das Wissen über Fotografiegeschichte auf der einen Seite und Entstehungs- sowie Verwendungszusammenhang der Bilder auf der anderen Seite ist.
Ziel ist, den TeilnehmerInnen zu vermitteln, wie abhängig auch historische Fotografien von ihrer Präsentation sind, und ihre Aufmerksamkeit zu schulen. Gleichzeitig sollen sie ermuntert werden, sich durch zusätzliche Informationen die Bilder auf eine neue Art und Weise zu erarbeiten.
Module
Übung 1
Gruppenarbeit
Teilen Sie die TeilnehmerInnen in kleine Gruppen von maximal fünf Personen ein. Jede dieser Gruppen erhält ein identisches Paket mit historischen Fotografien. Gearbeitet wird mit Fotokopien oder Ausdrucken guter Qualität in DIN-A4-Größe. Wichtig ist, dass die Aufnahmen zeitlich unterschiedlich sind und auch verschiedene Motive zeigen. Man kann, um die TeilnehmerInnen stärker mit einzubeziehen, diese auffordern, selbst Bilder mitzubringen. Es sollten auf jeden Fall Fotografien sein, über die etwas erzählt werden kann: Wer, wann, wieso, was, warum…
Jede Gruppe erarbeitet nun eine kleine Ausstellung. Es gibt dabei keine Vorgaben. Titel, Auswahl und der Umgang mit den Bildern, das heißt Ausschneiden, Hervorheben oder andere Veränderungen, sind ganz freigestellt. Beim Betrachten der (unbekannten) Bilder einigt sich die Gruppe auf ein »Drehbuch« und setzt dieses auf einem oder mehreren Postern um. Nach einer Stunde sollten die »Ausstellungen« präsentationsbereit sein, d. h. die Bilder festgeklebt, eventuelle Titel oder Bildunterschriften geschrieben sein.
Die Poster werden nun durch die jeweiligen Gruppen präsentiert, wobei das zugrunde liegende Konzept und die Art und Weise der Umsetzung wichtige Punkte sind. Nach jeder Gruppenpräsentation können die anderen Gruppen Fragen stellen oder Beiträge liefern. Anschließend erfolgt die Analyse der verwendeten
Bilder im Kontext der Ausstellungen. Detail- und ExpertInnen-wissen des Moderators, aber auch von den Teilnehmenden sollen die verwendete Bilderwelt auf ganz unterschiedliche Art und Weise öffnen. Je nach Ausbildung und Kenntnissen können Informationen aus der Entwicklung der Fototechnik, der Kleidergeschichte, der Lokal- und Regionalgeschichte, der Familiengeschichte und vielen weiteren Gebieten dazu verwendet werden, um die Bilder zu vertiefen, den Personen und Objekten eine Geschichte zu geben und auch Emotionen beizusteuern.
Übung 2
Vertiefungsrunde
Benützen Sie die Fotografie Bild 5 (siehe auch Band I, S. 157) für ein einleitendes Rollenspiel. Wieder wird in kleinen Gruppen gearbeitet und die Aufnahme der beiden Knaben nachgestellt. Je nach Verfügbarkeit können auch Digitalkameras eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Gruppen versuchen, die Situation, vor allem die Körperhaltung, so genau wie möglich nachzustellen. Jedes Mitglied sollte dabei alle drei Positionen, die der zwei Knaben sowie des Fotografen, einnehmen.
Nützen Sie nun das Plenum, um die Eindrücke der »Schauspieler« zu ordnen. Versuchen Sie gleichzeitig, die beiden Knaben zu beschreiben: selbstsicher/unsicher, arm/reich, … Nützen Sie anschließend die Informationen auf Seite 125 des Textbuches, um über die Rolle der beiden und die des Fotografs zu informieren und die Eindrücke der Teilnehmenden damit zu vergleichen.
Mit den Bildern auf den Seiten 154 bis 156 des Bildbandes kann die Analyse der Posen nochmals vertieft werden. Unter dem Titel »Ein Bild von sich zu machen« stehen eine Reihe von Themen zur Verfügung. Neben einer allgemeinen Analyse der Funktion bzw. des Sinns eines Porträts kann vor allem auf das Bürgertum hingewiesen werden, das neben dem Adel als neue Kundenschicht auftritt. Anhand der im Buch vorliegenden Bilder ist die – zum Teil unveränderte – Weiterverwendung von Requisiten und Posen gut vermittelbar und die fast identische Bildsprache der frühen Fotografen belegbar. Dieser Teil ist auch gut mit den Workshops von Margareta Gynning (S. 18) und Eva Saro (S. 22) kombinierbar.
Als Abschluss oder Variation bietet sich die Arbeit mit den »gefälschten Fotografien« auf Seite 165 an. Diese laienhaft angefertigten Manipulationen können zu einer Diskussion in verschiedene Richtungen benützt werden. Die Spannbreite reicht vom »Recht am eigenen Bild« bis zu immer perfekteren Bildmanipulationen durch digitale Bilder. Mit den »Verwechslungsgeschichten« auf der Action-CD, die historische Fotografien in einer virtuellen Ausstellung mit unterschiedlichen Texten kombiniert, wird die Abhängigkeit der Bilder vom Text weiter thematisiert.
Fragen
- Wo werden in meiner Umgebung historische Fotografien verwendet?
- Was empfinde ich persönlich beim Betrachten dieser Bilder?
- Wieso wurden diese Fotografien so präsentiert und wo erhalte ich weitere Informationen?
![This project has been funded with support from the European Commission. This publication [the-learning-eye] reflects the views only of the author, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein.](files/grundtvig.jpg)