Methods of this session Vortrag und Workshop
Duration of this Session 1 Halbtag
Materials for this Session Digitalkameras, Bibliothek, Zeichenmaterialien, Computer, Internetzugang, Beamer
See Volume One S. 08 – 09 S. 68 – 69 S. 102 – 103 S. 184 – 185
See Volume two S. 10 S. 65 S. 144
See Video CD KUNST-SPRACHE-FILM Going ’99 – R/L, Hee-Seon Kim, 2001 KUNST-SPRACHE-FILM MANGE, Eric Coignoux, 1995
Klaus Lürzer
Orientierung im urbanen Raum
Wieviel Information braucht der Mensch?

Inhalt

Sich orientieren ist nicht eine Gabe, ein Vermögen, das man hat oder nicht. Es ist eine Voraussetzung, überhaupt existieren zu können. Die Ansprache auf jede Art von Umfeld ist Teil unserer Existenz.1

Orientierungslosigkeit bremst den Menschen, lässt ihn auf der Stelle treten, sich im Kreis drehen. Ein Vorwärtskommen ist nur durch Orientierung möglich. Die Notwendigkeit der Orientierung begleitet den Menschen schon seit Urzeiten. Die Fülle an Informationen, die sich zur Orientierung anbieten, aufdrängen, sogar anbiedern, steigerte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beinahe undurchdringlichen Dschungel. Diese Überfrachtung macht die Orientierung zunehmend schwieriger.

Die visuelle Orientierung allein reicht nicht aus. Zur Aufnahme von bildlichen, grafischen, schriftlichen und räumlichen Signalen gehören u. a. Klang, Haptik und Geruch. Für die Analyse von Informationszusammenhängen ist der Begriff der Signaletik entstanden. Wir suchen nicht nur bestimmte Orte, Plätze, Straßen oder Bauwerke, sondern auch Inhalte, Themen, Produkte und vieles mehr.2

Orientierung bedeutet heute auch Navigieren durch komplexe Informations- und Orientierungssysteme: Fahrpläne, Check-in-Terminals in Flughäfen und Hotels, Navigationsgeräte für den Straßenverkehr, Routenplaner im Internet; selbst in Museumskomplexen, Kliniken und Einkaufszentren stellt die Orientierung eine Herausforderung dar.

Jeder Mensch nimmt die natürlichen und kreierten Signale der Umgebung individuell auf und wertet und interpretiert diese in unterschiedlicher Art und Weise – geprägt von Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Kulturkreis.

Es gibt Bereiche, in denen übereinstimmendes »Lesen« der Zeichen notwendig ist, so vor allem im Straßenverkehr – diese Übereinkünfte gelten jedoch schon nicht mehr, wenn Linksverkehr die Regel ist. Zusätzliche Komplexität entsteht dadurch, dass viele Informationen lediglich im Kontext verstanden werden können. Dies erfordert neben der visuellen Wahrnehmung der Zeichen auch die schnelle und präzise Interpretation der Umgebung.

Durch die Globalisierung ist eine starke Internationalisierung der Zeichen spürbar. Dies birgt einerseits die Chance einer nonverbalen Kommunikation über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, bringt andererseits aber auch einen Verlust an Identität mit sich.

Eine zusätzliche Dimension ist der Aspekt, dass Zeichen mehrere Bedeutungen und Aufgaben repräsentieren können. Sie transportieren mehr als Informationen und Hinweise – sie stehen als Symbole, beispielsweise für Macht, Einfluss, Abgrenzung und gesellschaftliche Konventionen.

Ziele

Module

Die Inhalte können in verschiedenen Unterrichtsformen erarbeitet werden: Vortrag, Diskussion, Workshops, Selbststudium, Gruppenarbeit.

Übung 1
Bestandsaufnahme vor Ort
Erkunden Sie mit Ihren Studierenden die Bildungseinrichtung, in der Sie den Unterricht halten, und / oder die Umgebung. Lassen Sie die Studenten Ausschau halten nach Orientierungs- bzw. Informationssystemen. Es gilt zu untersuchen, wie das System präsentiert wird, welche Elemente die Systeme unterscheiden bzw. verbinden.

Die Studierenden können in Gruppen eingeteilt werden, unterschiedliche Orte untersuchen (Bahnhof, Stadtzentrum, Krankenhaus etc.) und die Ergebnisse im Plenum präsentieren (Skizzen, Fotos etc.).

Übung 2
Zusammenhang von Inhalt und Darstellung
Die Studenten sollen sanfte, neutrale und rigide Gestaltungsformen von Informationen erkennen. Anmutung, Form, Farbe und Typografie der Information sollen beachtet und diskutiert werden. Gebots- und Verbotstafeln aus dem Straßenverkehr könnten als Einstieg in das Thema dienen.

Übung 3
Hinweisschilder erstellen
Im Anschluss an die Übung 2 erstellen die Studierenden eigene Hinweisschilder (Textinformationen, Zeichen, Piktogramme) zu den unterschiedlichsten Themen. Die Schwierigkeit der Darstellung und somit eindeutigen Interpretation ist der zentrale Diskussionspunkt dieser Übung.

Übung 4
Informationen im Kontext
Lassen Sie Ihre Studierenden Hinweisschilder an verschiedenen Orten platzieren und diese im jeweiligen Kontext lesen. Es soll klar werden, dass unterschiedliche Platzierungen Information verändern bzw. ihnen eine andere Bedeutung geben können. In konkreten Situationen können Verbesserungsvorschläge besprochen werden (Inhalte der Informationen, Platzierung, Anzahl etc.).

Variationen & Erweiterungen

Übung 5
Konstruktion einer Irritation
Ihre Studenten entwickeln eine absurde Orientierungs- oder Informationssituation, installieren diese an einem konkreten Ort und beobachten und dokumentieren die Reaktionen der Passanten. Durch die Erprobung des Orientierungssystems anhand einer absurden Situation wird die Art und Weise, wie wir in diesem Zusammenhang »wahrnehmen«, deutlicher sichtbar.

Fragen