Methods of this session Vortrag und Workshop mit Gruppenarbeit
Duration of this Session 1 Halbtag
Materials for this Session Mohammed Bildarchiv

Verschiedene Artikel aus europä­ischen Medien aus einer Zusam­menfassung auf www.perlentaucher.de
Edith Maier
Islamische Symbole und Bilder
Deren Wahrnehmung in den Massenmedien

Inhalt

Die umstrittenen Mohammed-Karikaturen, die von der Däni­schen Tageszeitung Jyllands-Posten im September 2005 ver­öffentlicht wurden, stellten einmal mehr unter Beweis, welch gewaltige Kraft Bilder entfalten können. Die anschließenden Debatten befassten sich nicht nur mit dem Verbot der Darstellung des Propheten oder der Bedeutung islamischer Symbole, sondern streiften auch Themen wie die Immigration und die Integration muslimischer BürgerInnen in Europa.

Religiöse Symbole, vor allem islamische Bilder oder Symbole in den Massenmedien, transportieren eine Menge verschiedener Bedeutungen, die meisten davon unterschwellig. Sie werden nicht nur mit dem Islam als Religion in Verbindung gebracht, sondern mit dem Islam als militanter Bewegung, die oft einhergehen mit der Weigerung, das Wertesystem des jeweiligen Gastlandes zu übernehmen. Kopftuch und Schleier werden gemeinhin als Symbole der Unterdrückung der Frauen im Islam aufgefasst, wogegen die Gleichberechtigung der Geschlechter als einer der Eckpfeiler der liberalen Demokratien des Westens gesehen wird.

Ziele

Mit diesem Modul soll eine differenziertere Sichtweise islami­scher Symbole vermittelt werden, indem Abbilder des Propheten Mohammed oder die Verschleierung in einen historischen und
soziokulturellen Zusammenhang gestellt werden. Dies soll durch das Sichtbarmachen zugrunde liegender Annahmen und Werte erreicht werden, die oft Diskussionen über Bilder im Islam be­herrschen. Die Koexistenz verschiedener religiöser und kul­tu­reller Gemeinschaften verlangt ein fundiertes Wissen und Verständnis der Vorstellungen und Werte, die Debatten, wie zum Beispiel jene um das muslimische Kopftuch, beeinflussen.

Module

Man kann entweder die Studierenden bitten, Ausschnitte aus Zeitschriften bzw. Zeitungen mitzubringen, die islamische Symbole oder Bilder beinhalten, oder einsteigen, indem man eine Reihe von islamischen Bildern zeigt, darunter auch Darstellungen von moslemischen Frauen, die Kopftücher tragen sowie Bilder, die dem Mohammed Bildarchiv entstammen.

Dann werden die Teilnehmenden aufgefordert, in Kleingruppen darüber zu diskutieren, welche Sinninhalte sie mit diesen Bildern assoziieren. Wenn möglich, dann sollten diese Gruppen gemischt sein, d. h. jeweils aus moslemischen und nicht-moslemischen Studierenden bestehen.

Die Leiterin / der Leiter des Arbeitskreises hält dann einen kurzen Vortrag als theoretischen Input über die Themen, die in der Diskussion angesprochen wurden. Als Ausgangspunkt für diesen Input können verschiedene Aspekte gewählt werden:

Begleitmaterialien

Unsere Website www.sehen-ist-lernbar.eu bietet Ihnen eine Vielfalt an Informationen, die Sie verwenden können, um die oben erwähnten Aspekte oder Tendenzen in Debatten über Symbole des Islam zu illustrieren.

Was den Orientalismus betrifft, der in den vergangenen Jahrhunderten die Diskussion so belastet hat, möchten wir Sie auf Edward Saids 1979 erschienenen Klassiker »Orientalismus« verweisen. Saids Hauptthese besagt, dass Kolonialismus, Rassismus und eine über zwei Jahrhunderte andauernde politische Ausbeutung das Bild geprägt haben, das der Westen vom Orient hatte. Obwohl Saids kritische Abhandlung auf Widerspruch stieß, haben seine Ideen dennoch dazu geführt, dass die westlichen Wahrnehmungen orientalischer Kulturen weitgehend neu überdacht wurden.

Sollten Sie sich dafür entscheiden, das Recht auf freie Meinungsäußerung in den Mittelpunkt zu stellen, dann könnten Sie mit der Frage beginnen, ob die Redefreiheit religiöse Empfindlichkeiten außer Kraft setzen sollte, Voltaires Motto getreu: Selbst wenn ich dem, was Sie sagen, nicht zustimme, werde ich mich dennoch mit meinem Leben dafür einsetzen, dass Sie das Recht haben, es zu sagen. Manche warnen davor, religiösen Hass zu entfachen und sprechen sich sogar dafür aus, dass das Abbilden des Propheten als Vergehen geahndet werde. Andere wiederum halten die Redefreiheit für eine der grundlegenden Freiheiten, auf denen andere Grundrechte aufbauen. Wenn wir uns dieser Argumentation anschließen, wäre es gleichermaßen falsch, die Leugnung des Holocausts durch Gesetze zu ahnden, wie es sie in vielen europäischen Ländern, u. a. Deutschland, Frankreich, Polen und Spanien gibt.

Viele Debatten über den Islam gelangen zur Feststellung, dass er mit den liberalen, demokratischen Werten, Prinzipien und Institutionen westlicher Gesellschaften inkompatibel und unvereinbar sei. Um diesen Konflikt zwischen dem Islam und europäischen Werten zu illustrieren, verweisen die Verfechter dieser Argumente (PolitikerInnen, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen) auf das Kopftuch oder die Praxis des Verschleierns von Frauen.

Die Hauptargumente, die in dieser öffentlichen Debatte ver­wendet werden, sind: Einerseits fordern die VerfechterInnen des Säkularismus, dass religiöse Symbole aus öffentlichen Räumen, wie zum Beispiel Schulen, Universitäten und Gerichten verbannt werden sollten und dass die religiöse Praxis sich auf den privaten Raum beschränken solle. Dieses Argument ist oft in Verbindung mit dem Thema der Unterdrückung der Frau im Islam verbunden: Kopftücher werden als ein Symbol der Unterdrückung der Frau und als Mittel dazu verstanden und daher sollte das Tragen des Kopftuches gesetzlich verboten werden. Darüber hinaus wird argumentiert, dass das Kopftuch weniger ein religiöses Symbol als vielmehr Ausdruck einer politischen Ideologie, d. h. des islamischen Fundamentalismus, sei.

Andererseits gibt es Stimmen, die sich für das Tolerieren religiöser Unterschiede und für das Recht auf das Tragen eines Kopftuches als sichtbares Zeichen der Religionsfreiheit einsetzen. Außerdem gibt es auch die Ansicht, dass ein Kopftuchverbot eine Bevormundung moslemischer Frauen darstellt, die sich aus freiem Willen für das Tragen des Kopftuches entscheiden.

Variationen und Erweiterungen

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